Grassi

Grassi
Grạssi,
 
1) Anton, österreichischer Porzellanmodelleur, * Wien 26. 6. 1755, ✝ ebenda 31. 12. 1807, Bruder von 6); Schüler von F. X. Messerschmidt (1768-74). 1778 wurde er an die Wiener Porzellanmanufaktur verpflichtet und arbeitete dort 1784-1807 als Modellmeister. 1792 reiste er nach Italien. Grassi war mit seinen frühen Porzellangruppen im Stil des Rokoko richtungweisend für das Wiener Porzellan gegen Ende des 18. Jahrhunderts; mit seinen Biskuitfiguren (nach 1794) und neuen Gefäßformen tendierte er zum Klassizismus. Er schuf auch Porträtbüsten (Joseph II., Franz I., J. Haydn).
 
 2) Ernesto, italienischer Philosoph, * Mailand 2. 5. 1902, ✝ München 22. 12. 1991; war 1937 Professor in Freiburg im Breisgau, ab 1938 in Berlin, ab 1945 in Zürich, seit 1948 in München. Grassi arbeitete besonders über die Philosophie der Antike, der Renaissance und des italienischen Humanismus, die er unter Einbeziehung von Elementen der Existenzphilosophie für die Gegenwart fruchtbar zu machen versuchte. - Grassi war seit 1955 Herausgeber der wissenschaftlichen Taschenbuchreihen des Rowohlt Verlags.
 
Werke: Il problema della metafisica platonica (1932); Vom Vorrang des Logos (1939); Von Ursprung und Grenzen der Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft (1950, mit T. von Uexküll); Kunst und Mythos (1957); Die Theorie des Schönen in der Antike (1962); Macht des Bildes. Ohnmacht der rationalen Sprache. Zur Rettung des Rhetorischen (1970); Humanismus und Marxismus. Zur Kritik der Verselbständigung von Wissenschaft (1973); Die Macht der Phantasie. Zur Geschichte des abendländischen Denkens (1979).
 
 3) Giorgio, italienischer Architekt, * Mailand 27. 10. 1935; neben A. Rossi führender Vertreter der italienischen Postmoderne und der rationalen Architektur. Seine Schriften, Entwürfe und Bauten beziehen sich auf bauliche Archetypen, die Grassi in der Baugeschichte vorgegeben sieht, weshalb er zu einer strengen Typologisierung der Bauaufgaben nach formallogischen Gesetzmäßigkeiten gelangt. Dabei fällt der Geometrie, den Proportionen, Achsen und Symmetrien eine wesentliche Rolle zu. Zu seinen bekanntesten Entwürfen zählen das Studentenwohnheim für Chieti (1976-84) und für Berlin im Rahmen der Internationalen Bauaustellung (IBA) der Entwurf von 1984 für ein Museum für deutsche Geschichte im (wiederhergestellten) Prinz-Albrecht-Palais. Als eines der interessantesten denkmalpflegerischen Projekte gilt seine Rekonstruktion des römischen Theaters in Sagunto (1986-93). 1992 baute er die Stadtbibliothek in Groningen, sein bis dahin bedeutendster Neubau. 1994 ging er als Wettbewerbssieger für den Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Neuen Museums auf der Berliner Museumsinsel hervor. Der Entwurf kam jedoch nicht zur Ausführung, der Auftrag ging an den Zweitplatzierten, den Londoner Architekten David Chipperfield.
 
Schriften: La costruzione logica dell'architettura (1967); L'architettura come mestiere e altri scritti (1980); Architettura, lingua morta (1988).
 
 
G. G.: Projekte u. Entwürfe, 1960-80, Ausst.-Kat. (1981).
 
 4) Giovanni Battista, italienischer Zoologe, * Rovellasca (bei Como) 27. 5. 1854, ✝ Rom 10. 5. 1925; Professor in Catania und Rom. Mit Arbeiten über parasitäre und pathogene Protozoen leistete er wesentliche Beiträge zur Aufklärung der Malariaübertragung durch die Anophelesmücke.
 
 5) Giovanni de', italienischer Baumeister, Bildhauer und Maler wohl aus Como, ✝ Mailand 5. 7. 1398; seit 1389 am Mailänder Dom tätig. Aus seinem Kreis stammt das Musterbuch von Bergamo (»Taccuino di disegni«, um 1380/90; Biblioteca Comunale), dessen Tierdarstellungen zu den Vorstufen der Zeichenkunst des Pisanello u. a. lombardischen Künstler gehören. Weitere seiner Miniaturen sind enthalten in Codizes in Mailand (Biblioteca Visconti di Modrone, Biblioteca Trivulziana) und Florenz (Biblioteca Nazionale).
 
 6) Josef, österreichischer Maler, * Wien 22. 4. 1757, ✝ Dresden 8. 1. 1838, Bruder von 1); Porträtist der höfischen Kreise Österreichs und Polens; ab 1800 Professor an der Dresdner Akademie. Grassi malte zunächst im Rokoko-, später im akademisch-klassizistischen Stil. Besonders geschätzt wurden seine Frauenporträts.
 
 7) Paolo, italienischer Theaterleiter, * Mailand 30. 10. 1919, ✝ London 14. 3. 1981; gründete 1947 mit G. Strehler das »Piccolo Teatro della Città di Milano«, das er bis 1971, zuletzt als alleiniger Direktor, leitete; 1972-76 Generalintendant der Mailänder Scala; 1977-80 Präsident der RAI (Radiotelevisione Italiana).

Universal-Lexikon. 2012.

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